Teil 4: Was macht die EU dagegen? – aus „Armut und Übergewicht“

„Health 2020 has inspired a vision of a European Region in which the negative impacts of preventable diet-related noncommunicable diseases and malnutrition in all its forms – including overweight and obesity – have been dramatically reduced, and all citizens have healthier diets throughout their lives.” (World Health Organization, 2015)

Vision oder schlichtweg Illusion? Was steckt hinter Konzepten, wie dem Europäischen Aktionsplan für Nahrung und Ernährung oder dem Europäischen Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“?

Herzlich Willkommen zum 4. Teil unserer Reihe „Armut und Übergewicht“. Wir haben in den letzten Wochen bereits viel über das Thema Übergewicht und Zucker berichtet und wollen uns in diesem Teil ansehen, was die EU und insbesondere Wien gegen die uns überrollende Adipositas Epidemie unternimmt.

Bevor wir ins Thema einsteigen, wollen wir uns zunächst ansehen, wie Übergewicht überhaupt gemessen werden kann. Hierfür ist es nämlich notwendig, ein geeignetes Maß für die Klassifikation von Adipositas zu verwenden. Der schnelle Blick auf die Waage ist dabei eindeutig zu wenig. Eine sehr gängige und international anerkannte Methode um Übergewicht zu Messen, ist der Body-Mass-Index (BMI). Dieser berechnet sich aus dem Verhältnis des Körpergewichtes in Kilogramm, dividiert durch die Körpergröße zum Quadrat in Metern. Ab einem BMI unter 18,5 gilt man als untergewichtig, ab einem Wert von 30 spricht man von Adipositas. (Vita+ Naturprodukte GmbH, 2020)

Doch ist der BMI wirklich ein geeignetes Maß, um Übergewicht zu messen?

Vor allem Kraftsportler haben das Problem, dass sie laut der BMI Tabelle oft als übergewichtig eingestuft werden. Auch Arnold Schwarzenegger gilt mit seinem BMI von über 30 als übergewichtig, da Muskeln schwerer als Fett sind und man bei dieser Methode nicht zwischen Fett und Muskeln differiert. Ebenso wird die Fettverteilung nicht berücksichtigt und es wird nicht auf das Alter der Patientinnen eingegangen. (Vita+ Naturprodukte GmbH, 2020)

Trotzdem ist der BMI – unter Beachtung der eben genannten negativen Kriterien – ein guter Wert, um Warnhinweise und schnelle Orientierungshilfe für Übergewicht zu geben.

Quelle: Statistik Austria (2020): Verteilung des Body Mass Index (BMI) von Personen ab 15 Jahren 2006/07, 2014 und 2019.

Laut der oben dargestellten BMI Tabelle, litten im Jahr 2019 ca. 16,5% der über 15-jährigen an Adipositas, weit mehr als noch 2006/2007. Sogar 17,9% aller über 15-jährigen Männer galten als übergewichtig. (Statistik Austria, 2020)

Höchste Zeit also etwas dagegen zu unternehmen.

„Governments can contribute to improving the diets of their population through changes to the wider environments and contexts in which we make our daily food choices; such policies will influence the ways in which foods are promoted, their availability in different settings, and – in some circumstances – their affordability.“ (World Health Organization, 2015)

Auf Europaebene gibt es eine Vielzahl an Strategien, um Adipositas zu bekämpfen. Der Europäische Aktionsplan für Nahrung und Ernährung sieht beispielsweise folgende Maßnahmen vor:

  • Beschränkung der Werbung von Lebensmitteln an Kinder
  • Verbrauchernützliche Kennzeichnung
  • Leistbare Lebensmittelpreise
  • Regeln für Schulmahlzeiten
  • Rezepturveränderungen von Lebensmitteln (World Health Organization, 2015)

Da vor allem der übermäßige Konsum von Zucker für Adipositas verantwortlich ist, wird ein Fokus auf politische Strategien zur Verringerung des Zuckerkonsums gelegt. Es wäre außerdem notwendig, die Industrie zu einer Zuckerreduktion in Lebensmittel zu veranlassen und Zielvorgaben für diese Reduktion zu setzten, sowie Verpackungen entsprechend zu kennzeichnen. (World Health Organization, 2017)

Was nimmt sich Wien vor?

Im Zuge der Erstellung des Europäischen Rahmenkonzeptes „Gesundheit 2020“ wurden Schwerpunkte und Maßnahmen gesetzt, um Adipositas vorzubeugen und zu bekämpfen. Die Erklärung von Wien im Kontext von „Gesundheit 2020“ sieht unter anderem folgende Schwerpunkte vor:

  • Maßnahmen, um den Einfluss der Werbung von Lebensmitteln mit hohem Energieanteil, gesättigten Fetten, Zucker und Salz zu verringern
  • Schulische Programme für gesunde Mahlzeiten
  • Gesunde Ernährung und Bewegung fördern
  • Adipositas unter Kindern verhindern
  • Verbraucheraufklärung und die Stärkung der Ernährungskompetenzen aller Bevölkerungsgruppen (World Health Organization, 2013)

Unklar ist derzeit noch, wie stark die Umsetzung der Schwerpunkte zur Adipositas Bekämpfung von der Covid-19 Pandemie beeinflusst wird. Fakt ist jedoch, dass die Pandemie eine Vielzahl von Ressourcen in Anspruch nimmt und somit andere Gesundheitsbereiche stark darunter leiden.

Verfasserin: Laura B.

Quellen:

World Health Organization (2015): European Food and Nutrition Action Plan 2015-2020, S. iii-iv, WHO Europe.

Verfügbar in: https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/294474/European-Food-Nutrition-Action-Plan-20152020-en.pdf

Vita+ Naturprodukte GmbH (2020): Warum steht der BMI (Body Mass Index) unter Kritik? Langkampfen.

Verfügbar in: https://www.verival.at/blog/ernaehrung/bmi-kritik/

Statistik Austria (2020): Verteilung des Body Mass Index (BMI) von Personen ab 15 Jahren 2006/07, 2014 und 2019.

World Health Organization (2013): Erklärung von Wien über Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten im Kontext von Gesundheit 2020, WHO Europe.

Verfügbar in: https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0005/234383/Vienna-Declaration-on-Nutrition-and-Noncommunicable-Diseases-in-the-Context-of-Health-2020-Ger.pdf

World Health Organization (2017): Reduzierung des Zuckergehaltes von Lebensmitteln durch Ansetzen an der Versorgungskette, WHO Europe.

Verfügbar in: https://www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/obesity/news/news/2017/12/challenging-the-supply-chain-to-reduce-sugar-in-foods

Hinterlasse einen Kommentar